Weide und Hasel – Nutzholz für den Garten seit der Steinzeit
Weide und Hasel als Nutzholz im Garten
Weide- wie auch Haselnussholz zählen als ein hochwertiges und praktisches Nutzholz im Garten: Schon in der Steinzeit nutzten die Menschen die biegsamen Triebe als Flecht-, Binde- und Baumaterial:
- In Haushalt, Handel, Handwerk und Landwirtschaft waren Transport- und Lagerkörbe ständig in Gebrauch.
- Traditionelle Reisigbesen werden heute noch mit Weide gebunden.
- Ins Fachwerk der Häuser wurden Weide- oder Haselnussstaken eingekeilt, verflochten und anschließend mit Lehm verputzt.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren Weide und Hasel Segensbäume der Menschen: Man kultivierte Korbweiden und verschiedene Haselarten als Nutzholz, bis Kunststoff, Metall und andere Materialen das Holz als Werk- und Rohstoff verdrängten. [sub]Die Weide: Unentbehrlich, flexibel und heilsam.
Vor allem von den Kelten ist eine besondere Kunstfertigkeit in der Korbflechterei überliefert. Weidenholz ist sehr leicht und auch im trockenen Zustand sehr flexibel. Ohne Werkzeug konnte man die Zweige zu Körben, Fischreusen und Kanus flechten und Sicht- und Wetterschutz für die Behausung herstellen.
Im Mittelalter waren Korbwaren aus Weidenruten unverzichtbar bei der Ernte, auf der Reise und im Hausbau – nicht nur um Baustoffe wie Lehm zu befördern, sondern zum Füllen des Fachwerks: Weidengeflecht ist außerordentlich stabil und gleichzeitig flexibel genug, um die Bewegungen des Holzbalkengerüsts auszuhalten. Auch die moderne Fachwerkrestauration bevorzugt den Strohlehmbewurf auf Flechtwerk, der einem ausgemauerten Gefach an Stabilität weit überlegen ist.
Mit der Erfindung von Keil, Messer und Beil lernte man auch das Stammholz der Weide zu schätzen: Ohne große Mühe kann man es zu einfachen Gebrauchsgegenständen verarbeiten – zu Bechern, Löffeln, Holzschuhen, Schachteln – Weidenholz war für alles geeignet, das keine besondere Festigkeit erforderte, aber elastisch und leicht sein sollte. Noch mit Beginn der Massenfertigung wurden Prothesen, Zahnstocher und Zündhölzer aus Weidenholz hergestellt.
Die Rinde der Weide enthält Gerbstoff und das Schmerzmittel Salicylsäure. Schnell stellte man fest: Benutzte man Werkzeug mit Weidenstielen, entzündeten sich Blasen nicht. So hielt die Weide Einzug in die Volksmedizin.
Die Hasel: Magisch, pfeilgrad und nahrhaft
Auch die Hasel hat in Mitteleuropa eine lange kulturelle Tradition und sie umrankt ein mythischer Aberglaube: Der Blitz kann ihr nichts anhaben – gute elektrische Leitfähigkeit oder Zauberkraft? In volkstümlichen Riten schützen Haselzweige auch gegen Hexen und Schlangen, sie finden als Wünschelruten Wasser und bringen Lebenskraft, Frieden und Glück.
Aus den langen, biegsamen Haselruten stellte man Vogelschlingen, Flechtzäune, Fassreifen und Korbbügel her, stärkere Äste wurden zu Besenstielen, Spazierstöcken, Stühlen und Armbrustbögen verarbeitet. Schon Gletschermann „Ötzi“ trug Pfeil und Bogen aus Haselschösslingen in seinem Köcher.
Haselholz ist härter als Weide, läßt sich aber ebenfalls leicht bearbeiten, ist vorzüglich zu drechseln und sehr gut zu polieren. Es muß nur sehr langsam getrocknet werden, da es sonst reißt. Haselholz findet man auch heute noch im Möbelbau.
Haselholzspäne fanden Verwendung bei der Bier- und Weinherstellung zur Klärung des Suds. Die Nüsse sind eine hochwertige Nahrungsquelle für Menschen und viele Wildtiere.
Vom Nutzholz zum ökologischen Trend
Seitdem wir Stiele für Besen und Schaufel im Laden kaufen und „Bohnenstangen“ nicht mehr selber machen, verfällt eine uralte Kultur. Früher lieferten Kopfweiden und Hasel Flechtmaterial für Körbe und Reisigbündel für den Ofen. Selbst das Vieh wurde mit ihren Blättern gefüttert. Im Erdölzeitalter machen wir Körbe aus Plastik, zünden Kamin und Grill mit Kerosin-Würfeln oder Petroleum an und kaufen Kraftfutter aus Gen-Mais der Dritten Welt.
Für die Industrie sind Weiden- und Haselholz heute praktisch bedeutungslos und von geringen wirtschaftlichen Wert. Richtwerte für Holzklassen, die in erster Linie Bauschäden verhindern sollen, definieren das Weichholz als gering resistent und wenig dauerhaft (unter 5 Jahren): Wie die meisten mitteleuropäischen Holzarten eignet es sich ohne Imprägnierung nicht für den Einsatz mit Erdkontakt im Außenbereich.
Erst aktuelle Trends besinnen sich wieder auf Weide und Hasel als hochwertiges Naturmaterial, das Produkte mit hervorragender Ökobilanz für die naturnahe Gartengestaltung und Wohnatmosphäre liefert – von Nutzkörben und natürlichen Dekoartikeln, über Rankelemente und Verkleidungen bis zu ästhetischem Sichtschutz.